Hintergrund

Auf dem 59. Diabeteskongress in Berlin haben wir von VitalAire ein Symposium zum Thema Optimales Bolusmanagement mit dem Control-IQ^TM-Algorithmus organisiert. Hierzu referierten Dr. Gehr, Dr. Biester und Dr. Pablik zu verschiedenen Szenarien und zeigten dadurch auf, wie einfach und flexibel zugleich die Therapie mit der t:slim X2 mit Control-IQ sein kann. Zum noch einfacheren Bolusmanagement unterstützt die Tandem t:slim mobile App die diskrete Bolusgabe - dank optionaler Nutzung ohne ständige Abhängigkeit vom Handy. Die App ist seit Längerem auf dem US-Markt vorhanden, wodurch Europa durch schon durchgeführte Studien profitieren kann. Lesen Sie hierzu gerne mehr in unserem letzten Blogartikel. Im Folgenden gehen wir näher auf das Bolusmanagement im Alltag, bei Kindern und beim Sport ein.

Control-IQ im Alltag: Tipps und Tricks zum Bolusmanagement (Dr. Bernhard Gehr)

Zu Beginn gab Dr. Gehr einen Überblick zur wachsenen Bedeutung von AID-Systemen in der Typ 1 Diabetestherapie und im Zuge dessen der t:slim X2 mit Control-IQ. Dr. Gehr fasste die Funktionsweise und Besonderheiten des Control-IQs zusammen sowie die darauf basierenden empfohlenen Anpassungen der Einstellungen, durch die das Diabetesmanagement optimiert werden kann. 

Die Besonderheiten zur Bolusgabe der t:slim X2 mit Control-IQ sind die Möglichkeit eines

• Sofortbolus; ein Standardbolus, der "blind" über die obere Taste der t:slim X2 aktiviert werden kann,
• verlängerten Bolus von 2 - 8h,
• bei Bedarf stündlichen automatischen Korrekturbolus.

Folgende Ansätze können zur leichten Anpassungen der Therapie verhelfen:

• Programmierung und Nutzung des Sofortbolus  
• Nutzung verlängerter Boli für langsam wirkende Mahlzeiten
• Aggressive Einstellung des Korrekturfaktors zur Optimierung der automatischen Korrekturboli und Basalrate: bis zu <1500 / Gesamtinsulin

Control-IQ bei Kindern: Lernkurven und praktische Empfehlungen (PD Dr. Torben Biester)

Der Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin setzte den Fokus auf das Diabetesmanagement bei Kindern mit der t:slim X2 mit Control-IQ. In Bezugnahme auf eine Follow-up Studie¹ zur Free-life kid AP-Studie wies er auf die nachhaltige Verbesserung der glykämischen Kontrolle durch AID-Systeme bei 117 Patienten mit einem Durchschnittsalter von 10 Jahren hin, bei denen der HbA1c im Schnitt bei 7.0% zum Ende der Studie stabilisiert wurde. Beachtlich ist, dass über die Hälfte dieser Kinder während der Studie in die Pubertät kamen. 

Dr. Biester ging auf übliche Szenarien bei Patienten in der Pubertät ein und zeigte auf, dass die t:slim X2 mit Control-IQ bei einer Patientin, die keine manuellen Boli abgab, durch die automatische Hochregulierung der Basalrate sowie die stündlichen automatischen Korrekturboli die Zeit im Zielbereich trotz allem gut einhalten konnte, wie unten im Tagesverlauf aufgezeigt - auch wenn dieses Bolusverhalten keinesfalls empfohlen wird. 

Bei einem prinzipiell gut eingestelltem Jugendlichen mit einem HbA1c von 6,4 % und der TIR von 79% wurde die Therapie optimiert, um kurzzeitige hohe Glukosewerte weiter zu minimieren. Mit mehr Insulin zur Mahlzeit durch Hochregulierung des Kohlenhydrat-Insulinverhältnisses sowie des Korrekturfaktors um im Schnitt ca 20% (siehe Tabelle) konnte die TIR auf 81% erhöht werden mit insgesamt flacherem Glukoseverlauf und ohne Einbuße bei der TBR. Im zweiten Schritt wurde die Basalrate begutachtet, welche von ca 30% der Gesamtinsulinmenge (TDI) um 10% angehoben wurde. Durch die Erhöhung der vorprogrammierten Basalrate nach Vorlage der automatischen Basalratenanhebung durch die Control-IQ konnte die Zeit in Normglykämie von 70 - 140 mg/dl auf 59% erhöht werden. 

Dr. Biester fasste zusammen, dass die Kinderdiabetologie auf einem guten Weg sei, Kinder und Jugendliche von Anfang an und durch die Pubertät mit AID-Systemem zu unterstützen. Die t:slim X2 mit Control-IQ kann hier vor allem auch in schwersten Situationen unterstützen, wobei die schärferen Einstellung des Korrekturfaktors und des Kohlenhydrat-Insulinverhältnisses zur Optimierung beitragen.

Bolus und Bewegung: Strategien für stabile Werte mit der Control-IQ (Dr. Alexander Pablik)

Bezüglich Sport mit Typ 1 Diabetes ging Dr. Pablik auf die Einflüsse von Aktivität auf den Glukoseverlauf ein und gab eine praktische Vorgehensweise vor, um nicht in die Ketpaszidose zu rutschen, aber auch hohe Glukosewerte zu vermeiden. Die Leitlininen zu Sport mit AID-Systemen² dienten als Grundlage und wurden mit Erfahrungen aus der Praxis bereichert. 

Bei einem Patienten mit erhöhten Glukosewerten bei Sport nach einer Mahlzeit innerhalb von 2 h vor dem Sport wurden vor allem folgende Punkte optimiert, um Hyperglykämie in deiser Situation zu vermeiden:

• Reduktion des Mahlzeitenbolus vor dem Sport um 1/4 bis 1/3
• Aktivierung der Einstellungen zum Essen: Aktivitätsmodus & Sportprofil (+50% Korrekturfaktor & ggf.  Kohlenhydrat-Insulinverhältnis, - 50% monophasische Basalrate)
• Kohlenhydrate während des Sports auf ca. 10 g reduzieren (25% weniger als zuvor)  

Diese und weitere Vorgehensweisen sind in den Graphiken der Leitlinien zusammengefasst:

Schlussfolgerungen

Durch die Darstellung verschiedener Szenarien haben die Referenten Hilfestellungen zur optimalen Therapie mit der t:slim X2 mit Control-IQ aufzeigen können. Ein optimales Bolusmanagement gelingt mit

• schärferer Einstellung des Korrekturfaktors
• Nutzung der manuellen Bolusoptionen: Sofortbolus & verlängerter Bolus
• Anpassung des Sportprofils an die Leitlinien